SHALLOW GROUND (UNTIEFEN)
DE
Ausgehend von Polaroid-Fotografien, deren bildhauerischer Behandlung und großformatiger Überführung in den Raum als skulpturales umgehbares Gegenüber, erforscht „Elburn nicht nur die Materialität des Motivs, sondern nimmt den eigenen Werkstoff zum Thema. Sie demontiert die Polaroids im Bildentwicklungsprozess und legt so die chemischen Schichten des Sofortbildes offen. Gleichzeitig zur Freilegung und damit Betonung des Materials tritt das Motiv zurück – durch die „unsachgemäße“ Handhabung, das Demontieren und Freilegen von Schichten wird die intendierte Idee des abbildenden Sofortbildes ignoriert und das Motiv bisweilen undeutlich oder gar abstrakt. (…)
Das Interesse an Raum und Architektur sowie am menschlichen Körper, dessen Ausdruck und Beschaffenheit bleibt auch 2020 bestehen und intensiviert sich. Während die Serie belgium daydreaming noch distanzierter den Raum dekonstruiert als zwei Jahre zuvor privado, werden die Aufnahmen bei (shallow sight) barely skin deep und siamese dream nahezu distanzlos. Porträt und Körper, Haut und Haare – geradezu intim, wirkt der Blick auf die Motive und durch die Freilegung des Polaroidmaterials wie doppelt entblößend. (…)
(shallow sight) barely skin deep löst sich nun aus der Fläche und geht über mehrere Transformationen in den Raum hinein – gleichsam zurück zur Bildhauerei Elburns.“
Die neueste Arbeit imagining landscape (untiefe), 2021 verlässt die Fläche wiederum und reduziert das Motiv auf lichtdurchlässige und -undurchlässige Partien, projiziert eine imaginative Landschaft an die Wand des Ausstellungsraumes, wobei sie Spuren auf Fotopapier hinterlässt. Durch die vielen Transformationen – ohne jedoch das analoge Medium zu verlassen – erobert sich die Fotografie den (realen) Raum. Die Landschaft wird nicht nur wahrgenommen, sondern vorgestellt. Durch immer wieder neue Versuchsanordnungen auf dem Projektor – für den Betrachter sichtbar und erlebbar – nähert sich Elburn in Serien dem Medium und dem Material, denn „ein Versuch (kann nichts beweisen)“.
… und dann verlässt sie das Atelier!
Text: Ines Rüttinger: Schichten – Layers, 2021
EN
Proceeding from instant photographs, their sculptural treatment and large format transfer into space, Elburn explores not only the material of the motif, but makes the material itself an issue. She dismantles the instant photograph and expose the chemical layers: “(…) due to “improper” handling, the dismantling and the uncovering of layers the intended idea of the imagining instant image is ignored and the motif sometimes indistinct or even abstract.”
Proceeding from the publication Newtons ghost and Goethes Polaroid: About nature (by Mathias Bröckers, 2019) and Imagining Landscapes: Past, Present and Future (2012) she likes to deepen the (serial) exploration of the medium polaroid/instant photographs and their (analog) transformation into space.
The work imagining landscape (untiefe/*shallow), 2021—again leaves the surface, reduces the polaroid motif to light and opaque areas. Through overhead-projector Elburn projects an imaginative landscape onto the architectural walls, whereby the light/projection leaves traces on large format photo paper.
By the many transformations—but without leaving the analog medium—photography conquers the (real) space. Whereby the question appears: What is left of the original image? What is imagined? The exploration of and experimentation with the medium, its limits and scopes always leaves the question of the motif.
… and then it leaves the studio!
Text: Ines Rüttinger: Schichten – Layers, 2021